Der Franziskusweg von Mignano bis Sansepolcro | 33,7 km
Start/Ziel | Von Mignano bis Sansepolcro |
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Das bimmeln eines Glöckchens weckt mich
D as Bimmeln eines Glöckchens so wie es von Ziegen oder Schafen bekannt ist, weckt mich. Ich hatte die erste Nacht außerhalb der Berge verbracht. Das Zelt ist auf diesem Höhenniveau relativ trocken geblieben. Mit Appetit verspeisen Yuki und ich unser Frühstück.
Als ich dabei bin das Zelt in den Rucksack zu verstauen, verstehe ich erst welches Tier das Glockengeläut zu früher Stunde verursacht hat: Es war ein Jagdhund, der jetzt schon wieder außerhalb der von Hecken umfriedeten Wiese auf der unser Zelt stand aufgeregt auf und ab läuft. So weit so gut, nur das zu diesem Jagdhund immer auch ein Jäger gehört!
Da ich oben in den Bergen oft Schüsse aus Jagdwaffen in meiner unmittelbaren Nähe registriert habe, hoffe ich jetzt dass mich der hier tätige Jäger nicht mit einem Wildtier verwechselt und den Finger an seiner Waffe krumm macht! Ich verlasse schleunigst die Wiese und begebe mich auf meinen Wanderpfad der sich hier als befestigter Weg präsentiert.
Eine wunderschöne, farbenfrohe Landschaft
Es ist bewölkt, ab und zu gelingt es der Sonne ein paar Strahlen durch den Wolkenhimmel zur Erde zu senden. Ich fühle mich heute gut, nach den Strapazen in den Bergen. Jetzt geht es auf verhältnismäßig ebenem Gelände voran.
Links und rechts des Weges Wacholder Büsche, Ginster Sträucher und vereinzelte, niedrige Föhren. Hier im „Hinterland“ ist die Beschaffenheit mancher Straßen ziemlich übel. Sie sind uneben und wellig und durchsetzt von großen Steinbrocken.
Aber egal – die aufregende, farbenfrohe Landschaft um uns herum entschädigt für vieles. Wir erreichen die Kleinstadt „Pieve San Stefano“ und mein erster Gedanke war: Hier können wir unser Proviant gut ergänzen, nach dem seit drei Tagen ununterbrochenen Schokolade mit Nüssen Menü wäre eine Abwechslung im Speiseplan nur allzu willkommen.
Ich stelle bald fest, dass heute alle Geschäfte geschlossen sind! Wie das? Es ist Sonntag! So geht es eben, wenn ich mich nur auf das Wandern konzentriere, ganz bei der Sache bin und deshalb die Zeitrechnung vergesse. Weiter drin in der Stadt sehe ich nur einen kleinen Zeitungskiosk direkt an der Straße, welcher geöffnet hat und die Sonntagszeitung verkauft.
Von Pieve San Stefano zum Lago di Montedoglio
Doch gegenüber gibt es Automatenessen. Für einige Euro gibt der Automat die verschiedensten Speisen her. Wir wählen Sandwich mit Thunfischpaste und für Yuki ziehe ich Sandwich mit Garnelen und dazu als Dessert „Snickers“ und „Oreo“. Das Zeug ist nicht mein Normessen, doch in dieser Situation ist es in Ordnung.
Uns schmeckt die Abwechslung und der Körper von uns beiden braucht KALORIEN zum verbrennen. Ich gönne mir noch einen heißen Automatenkaffee und fühle mich nach dem „Dinner für Zwei“ wie neu geboren.
Hätte nie vermutet das dieses einfache Essen einen derartigen Einfluss auf mein Wohlgefühl haben könnte? Der Weg führt uns hinaus aus der Stadt. Am Stadtrand begegnen wir einige Sonntägliche „Hunde Gassigeher“ die noch vor dem Mittagessen ihrem Vierbeiner etwas Bewegung gönnen.
Yuki kommt in diesem Fall besser an die Leine. So kommen wir zügig weg von der Stadt. Es geht hoch auf einen Hügel und ein paar Meter unterhalb verläuft eine Autobahn. Der Weg steigt bis auf 660 Höhenmeter an und er bleibt auf diesem Höhenniveau bis vor dem Lago di Montedoglio.
Yuki ist durstig und so weichen wir vom Weg ab und laufen in Richtung des Lago. Etwas unterhalb und abseits vom Weg lasse ich mich im hohen Gras nieder. Ich schicke Yuki allein nach unten zum Ufer des Lago, sie braucht mich nicht zum trinken, das kann sie auch alleine.
Ich bereite mir unterdessen einen heißen Kaffee und trockne meinen Schlafsack. Schön sieht er aus, der Lago, eingerahmt vom Laubwald welcher bunte Blätter trägt. Ein tolles, aus mehreren Gebäuden bestehendes Anwesen mit weitläufigem Grund und einem eigenen Olivenhain steht an seinem Ufer.
Bis Sansepolcro vergehen elf Kilometer
Nach dem Lago führt der Weg über einen mit höheren Koniferen bewachsenen Hügel um danach in eine Ebene über zu gehen. Bis Sansepolcro vergehen elf Kilometer auf ebenen Straßen und Feldwegen und der Körper muss sich dieser neuen Herausforderung stellen:
Monotones Laufen und immer wieder werden die gleichen Gelenke, Sehnen und Muskel beansprucht.
Der Ausläufer eines Gewitters erreicht mit uns die historische Stätte Sansepolcro. Unter einer Brücke ziehe ich Regenhose und Regenjacke über. Es regnet nur kurzzeitig und das auch nicht allzu stark so brauche ich mir keine Gedanken über die demnächst bevorstehende Übernachtung machen, ist es doch sehr unangenehm das Zelt bei Regen aufzubauen.
Der Ort bewahrt noch den Charme einer Kunststadt aufgrund seiner beeindruckenden Bauwerke, die fast alle während des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts entstanden sind
Wasser von der Cattedrale di san Giovanni Evangelista
Nach der Plünderung eines weiteren „Sandwich-Automaten“ und der anschließenden Labung des Körpers, fülle ich bei der „Cattedrale di san Giovanni Evangelista“ noch unseren Wasservorrat auf. Auf den verlassenen Wegen der Altstadt flanieren wenige Pärchen unter Regenschirmen.
Unser Weg durch diese Stadt zieht sich im Moment wie Kaugummi und es ist schon später Nachmittag. Wir sind heute schon um die 31 Kilometer gelaufen und es ist noch kein Ende abzusehen.
Auf einer schmalen Autostraße welche links und rechts von bewaldeten Hügeln gesäumt wird verlassen wir dann schließlich die Stadt. Nach einigen Kilometern zweigt unser Pfad nach rechts in Richtung der Hügel und nach ein paar Hundert Metern erreichen wir einen „Luxusgrund“ für unser Zelt.
Schön eben, ohne Steine oder Wurzeln und vor allem ist das Gelände hier, schön abgeschieden! Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Nacht krieche ich in meinen Schlafsack und Yuki liegt mir zu Füßen
Der 5.Tag der Franziskusweg-Wanderung
Ich habe ausreichend und gut geschlafen. Es wehte immer ein leichter Wind in dieser Nacht und doch war das Zelt mal wieder feucht am Morgen…