Der Franziskusweg von Gubbio (Ponte d’Assi) bis Valfabbrica | 30,8 km
Start/Ziel | Von Gubbio bis Valfabbrica |
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Oberhalb eines Friedhofes
Hatte gestern gar nicht bemerkt dass ich oberhalb eines Friedhofes genächtigt habe! Wie in Italien üblich liegen die Friedhöfe entfernt der ortsinneren Kirchen auf einsamen Hügeln oder am Waldrand, oder wie in diesem Fall zwischen einer Einfallstraße und dem „Hügel mit den Eichenbäumen“.
Vielleicht habe ich deshalb so tief geschlafen in dieser Nacht? Die Morgennebel hängen in den Tälern, das Gras ist nass geworden in dieser Nacht. Gegen halb neun begeben wir uns wieder auf unseren Pfad, der in ein paar Kurven und in sanfter Steigung nach oben führt. Die Straße hat hier und da ein paar Klatscher Asphalt bekommen sonst ist sie ziemlich steinig.
Meine Gedanken kreisen um den Abschluss der Tour
Das Land präsentiert sich mit niedrigen, geschwungen Hügeln und schöner Fernsicht auf die immer kleiner werdende Stadt Gubbio mit ihren höheren Bergen im Hintergrund. Ohne größere Anstrengung lassen sich die kurzen Steigungen begehen. Meine Gedanken kreisen um den Abschluss der Tour,
der heute stattfinden soll. Bei Valfabbrica wird sie zu Ende gehen. In mir steigt ein leichter Schmerz, bei der Vorstellung an das bevorstehende Ende auf. Hatte ich mir noch am Anfang der Tour gewünscht: Sie möge rasch vorüber gehen. Befinde ich mich nun in einer komplett gegensätzlichen Gefühlswelt.
„the trail provides you“
E s gibt im Englischen den Ausspruch „the trail provides you“. Welcher sinngemäß bedeutet: „Der Weg sorgt für dich“. Der Weg wird zu deinem Freund und Beschützer wenn du dich ihm anvertraust, er bietet und er gibt dir alles das – damit du deine Reise fortsetzen kannst. Genau dieser Geist liegt in den wehmütigen Gedanken die ich jetzt und hier hege.
„Der Abschied von einem Freund, steht bevor.“ Ich genieße jetzt ganz bewusst und intensiv die atemberaubend schöne Aussicht die sich mir, von hier oben auftut und die Ruhe und Friedlichkeit die dieses Land ausstrahlt.
Ich komme zufällig zu einer Olivenernte. Der freundliche charismatische Mann der die Oliven erntet lässt es gerne zu das er von mir fotografiert wird. Wir laufen durch eine hügelige, spärlich bewachsene Landschaft. Olivenhaine reichen bis an den Weg. Die Kapelle Santa Maria della Ripa steht am Wegesrand
Der Weitergang wird verboten
Im Inneren befinden sich ein Altar und ein gut erhaltener Ausschnitt eines Freskos. Ich komme dann an der Einsiedelei von San Pietro in Vigneto vorbei, einem großen Steinbauwerk, das im vierzehnten Jahrhundert von einem Benediktinerkloster errichtet wurde.
Dem ursprünglichen, auf dem Navigationsgerät vorgegebenen Weg kann hier zu einem großen Teil nicht nachgegangen werden. Der Durchgang wird mittels großen Verbotsschildes verwehrt.
Es bleibt nichts anderes übrig als dem, alternativen und ausgeschilderten Pfad ersatzweise zu folgen. Die Ausschilderung dort weißt keine Lücken auf, ein Verlaufen ist somit nicht wahrscheinlich.
Der Alternativpfad ist jedoch um einiges länger und beschwerlicher. Anstatt am Fuße der Berge entlang in die Richtung Valfabbrica zu gehen, muss über die Berge gegangen werden.
Ein Holzkreuz auf dem Weg
Es ist ein lustiges Zick-Zack Laufen über den schmalen Pfad und immer wieder geht es kurze Steigungen hoch und wieder herunter. Schöne Aussichten sind kostenlos und inklusive. In der Ferne sind Olivenhaine die auf Waldlichtungen errichtet wurden und historische Gemäuer auf Anhöhen zu sehen.
Es können auch wieder einige Ruinen von einst stattlichen Bauernhöfen bestaunt werden, manche der Mauerteile wurden wohl entfernt um sie einer neuen Bestimmung zu übergeben?
Hinter einer Biegung auf dem schmalen Weg steht plötzlich ein Holzkreuz, auf ihm liegen viel kleinere Steine und einige Rosenkränze hängen daran. Die Steine sollen ausdrücken: Ich war hier, hab dich besucht, habe an dich gedacht und war ganz bei dir.
Bei manchen Kapellen können Pilger beten. Es ist auch ein Ort, an dem Menschen ihre schriftlichen Petitionen oder Andenken hinterlassen. Alles von Rosenkränzen über Bänder bis hin zu Kreuzen und Blumen schmückt das Eingangstor.
Die Pilger möchten mit besonderen Gebeten und Gaben die sie dort hinterlassen Erinnerungen, Wünsche und Hoffnungen am Leben erhalten.
Das Ende
Unser Pfad befindet sich auf den Bergrücken. Die wechselnde Vegetation und stimmungsvollen Ausblicke von hoch oben, macht diesen Abschnitt zu einem besonderen Erlebnis. Wir laufen bergab, unser Ziel ist nur noch wenige Kilometer entfernt.
Ich zupfe gerne die reifen Früchte der Schlehenbüsche ab, sie schmecken hier viel intensiver. So gegen halb vier treffen wir in Valfabbrica ein. Es geht dann nur noch hoch in das Zentrum des Ortes. Die Abreise steht bevor.
Es geht eben auf diesem Weg ganz oft um das Innehalten, einem Gedanken zu folgen und um die spirituelle Erfahrung die, die Natur und Erlebnisse entlang des Pfades ermöglichen.
Der 1.Tag der Franziskusweg-Wanderung
Ich komme ziemlich ausgeruht zum Start des Franziskusweges in Sant Èllero an…