Rundwanderung in Hochfranken
In zwei Tagen von Hof über Helmbrechts und Münchberg nach Hof, mit 66 KM und 725 HM
Infos zur | Frankenwald-Wanderung |
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Route | Hof, Helmbrechts Münchberg, Hof |
GPX-Track | 371 Downloads |
Dauer | zwei Tage - übernachtung beim Weg |
Länge | 66,5 Kilometer |
Aufstieg | 725 Höhenmeter |
Abstieg | 722 Höhenmeter |
Schwierigkeit | Untergrund gut begehbar Steigungen moderat Länge erfordert Kondition |
Hinweis zur Verwendung des GPS-Tracks |
Eine Übersichtskarte
Vorbei am Hofer Flugplatz
Die Tour soll vor der Haustüre beginnen, soll zwei Tage dauern und soll mich auch wieder nach Hause zurückführen. Nach einiger Sucherei wurde ich bei „outdooractive.com“ fündig, die erste Etappe des Jakobsweges von Hof nach Nürnberg bietet sich für den Hinweg an, der Weg endet in der Nähe von Münchberg. Für den Weg zurück nach Hof habe ich den sogenannten Walkingweg gefunden.
Nur noch schnell beide Wege verbinden und schon steht die Tour in der Theorie. Autofahrer gucken, Leute drehen sich um als ich über die Bürgersteige in Richtung Stadtgrenze laufe. Was in deren Köpfen bei meinem Anblick wohl passiert?
Ich trage einen Rucksack und führe einen Hund! Ganz offenbar zeichnet mich das in irgendeiner Form aus und ist eines Blickes würdig. Frischer, süßlicher Duft weht herüber, erinnert an die Frühlingszeit, ein Rapsfeld steht in Blüte, es geht über Feldwege. Yuki springt vor Freude, dreht sich im Kreis, ist übermütig und lebensfroh.
Vorbei am Flugplatz von Hof, eigenartig das ich noch nie hier gewesen bin, obwohl ich schon seit elf Jahren in Hof lebe. Ein Gedanke der mir in der Folgezeit noch öfters in den Sinn kommt. “Warum bin ich hier noch nicht gewesen!” Sanfte Hügellandschaft, Wälder, Wiesen und Felder wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit immer wieder ab.
Empfindungen auf der Tour
Es geht flott dahin, die Gefahr der Überhitzung besteht bei 10C°und bewölktem Himmel zudem eher nicht. Die Autobahn A9 überquert und schon bin ich bei 15 Km Laufleistung angekommen, Zeit für eine Brotzeit.
Krame meine gefütterte Jacke aus dem Rucksack und ziehe sie mir sogleich über um den Körper vor Auskühlung zu schützen. Heißer Kaffee mit geräuchertem Lachs dazu Knäckebrot. Yuki liegt mir zu Füßen und fordert seinen Teil des gemeinsamen Mahles.
Als der Gaskocher faucht, denke ich an das Glück und daran wie es jetzt in diesem Moment am ehesten zum Greifen wäre? Gäbe es eine Alternative zu meinem Glück in diesem Moment, könnte ich es noch steigern?
Auf einer Jacht im Mittelmeer, hinter dem Steuer eines teuren Autos, im Bett eines Luxushotels? Oder hier auf einer Bank sitzend, leicht fröstelnd, an keinem besonders schönen Ort, das Wetter alles andere als umwerfend?
Es ist genau hier dieser Platz zu dieser Zeit wo ich all das finde was ich zum Glücklich sein benötige. Es sind die einfachsten, elementarsten Dinge die die Atome in Schwingung bringen, die eine Resonanz erzeugen und die dann zum glücklich sein führen.
Ich schau auf Yuki, schlürfe den heißen Kaffee, nehme den Geruch des Lachses auf, denke an die letzten 15 Km und wie sich mein Körper jetzt anfühlt und an die Abenteuer die noch kommen… Welt lass dich umarmen!
Eine Begegnung
Laufe immer weiter hinter der nächsten Ecke könnte das Glück auf dich warten. Glück in Form von bemoosten Wegen, den Anblick von Waldlichtungen im Sonnenschein, das Plätschern eines Baches. Doch es geht nur über Teerstraßen und Flurwege weiter.
Zeit für Ablenkung, Zeit für Musik: Salsa, Soul, Hard Rock, unglaublich was die Musik mit dem Wanderer macht! Zur Bewegung, im ureigensten Rhythmus gesellt sich der Takt und der Rhythmus der Musik, es ist wie eine legale Droge, ein Feuerwerk wird abgebrannt.
In diesem Zusammenhang passt ein bekannt Werbetext in abgeänderter Form „Wandern verleiht Flügel“. Der Gang wird weicher und steht in Resonanz mit der Musik. Dann weiter durch Günthersdorf und dann bis Helmbrechts. Etwas „Großes“ kommt uns entgegen, es ist ein Hund in jedem Falle, soviel lässt sich jetzt schon aus der Entfernung ausmachen. Alles scheint wie immer bei solchen Begegnungen abzulaufen.
Die Menschen mit Hund kommen sich näher, die Hunde wurden bereits angeleint, jeder achtet auf die Reaktion seines Vierbeiners, ein kurzer Gruß – auch der Hund, begrüßt bei Gefallen sein Gegenüber. So geht man aneinander vorbei, seiner Wege.
Yuki macht jedoch in diesem Fall eine schnelle Drehung weg von mir und hin zum anderen Hundeführer und schon ist sie an ihm hoch gesprungen, ganz in der Art wie sie alte Bekannte zu begrüßen pflegt.
Bei Helmbrechts
Ich bin mindestens so überrascht wie der von Yuki angesprungene Mann, so schnell ist dieser Vorgang passiert. Zähnefletschend und knurrend ging der große Hund in die Verteidigung- und Angriffshaltung über, bestrebt seinen Menschen zu verteidigen und nicht gewillt ohne Wiederwehr ihn – an diesen Akita zu „verlieren“. Hatte noch nie zuvor ein solches Verhalten an Yuki bemerkt.
Es ging ihr offensichtlich darum Neid, Missgunst und Eifersucht beim Artgenossen zu erzeugen, ihre Art des Kräftemessen. Ich zog Yuki weg vom meinem Gegenüber, sprach noch kurz über die den Vorfall und war wieder um eine Erfahrung reicher geworden!
Gleich am Beginn des Ortes Helmbrechts, befindet sich ein Supermarkt, der kommt mir gerade jetzt sehr gelegen, geht es doch darum die schwindenden Wasservorräte zu ergänzen.
Die Route führt mich durch den Ort immer und weiter – hoch zum höher gelegenen Teil des Ortes. Von hier oben, lassen sich die ersten Höhen des Fichtelgebirges ausmachen.
Wolken verdüstern in Abständen den Anblick der Häuser von oben und die Kirchturmuhr zeigt bereits zwanzig nach fünf, ich darf mich hier nicht zu lange aufhalten! Die Gesamtstrecke und ein Lager für die Nacht gilt es im Kopf zu behalten.
Bei Wüstenselbitz und Ahornis
Vor Wüstenselbitz ist Kilometer 27 erreicht und jetzt ist unbedingt Zeit für eine Rast, eine Bank am Straßenrand bietet sich dazu an. Schuhe ausziehen, Kocher auspacken um damit Wasser für den Kaffee zu erhitzen, eine Handvoll Nüsse müssen reichen um den Hunger zu stillen, ich bin spät dran!
Die Sonne wird schon gegen halb acht unter gehen, es gilt jetzt einen geeigneten Biwakplatz zu finden, am besten weit weg von Ansiedelungen und Straßen um Lärmbelästigungen und sonstige Störungen möglichst zu vermeiden.
Yuki nimmt etwas von dem mitgenommenen Hundefutter zu sich, schon bald sind wir wieder auf den Beinen, durchlaufen die Dörfer Wüstenselbitz und Ahornis. Auf einer Weide ein wunderschönes Pferd, ein Tier mit ungewöhnlich lebendigen Zeichnungen und Farben, anmutig und elegant bewegt es seinen Körper, dreht den Kopf in unserer Richtung und spitzt dabei seine Ohren.
Ich muss still vor mich hin lachen, ein solches Gespann wie uns, hat das Tier wohl noch nicht zu sehen bekommen?
Ein paar Kilometer von Ahornis entfernt sehen ich einen Hügel der spärlich mit Bäumen bewachsen ist, neugierig laufe ich hoch um nachzuschauen und um zu prüfen ob diese Stelle für ein Nachlager passend ist? Und wie der Platz passt!
Besser geht es kaum. Ebenes Wiesengelände ohne Steine oder Äste, geschützt hinter den Bäumen und weit weg von Straßen oder Ortschaften.
Feierabend – schon habe ich den Rucksack von den Schultern gehoben, das Tarp ist in drei Minuten aufgebaut, das Nachtlager ist rasch hergerichtet und jetzt gehen wir zum gemütlichen Teil über.
“Instant Nudeln von Top Ramen“ werden noch rasch zubereitet: Wasser zum kochen bringen, Nudeln darin ziehen lassen, Gewürze dazu, im Nuh wird daraus ein warmes Abendessen, es hebt die Moral und wärmt von innen – das tut gut!
Yuki bekommt sein Trockenfutter und hungrig futtert er die Tüte leer. Nach dem „Abwasch“ und der Abendtoilette bleibt nichts anderes zu tun als schlafen zu gehen denn es ist zwischenzeitlich bereits dunkel geworden.
Ein neuer Tag beginnt
Leider führt mich der Weg gerade jetzt vornehmlich über nasses Wiesengelände, schon bald geben meine Schuhe den letzten Wiederstand gegen die Feuchtigkeit auf. Doch im Moment macht es keinen Sinn die nassen Socken gegen trocknen zu tauschen, erst wenn der Schuh von außen abzutrocknen beginnt, kann an einen Sockenwechsel gedacht werden.
Die Sonne beginnt sich einen Weg durch das Grau des Himmels zu bahnen, zaghaft erwärmt sich die Luft. Ich komme gut vorwärts, Schödlas, Pulschnitz, Plösenmühle und Strass sind schnell durchlaufen, die Stadt Münchberg erreiche ich nach ungefähr 10 Kilometer.
Sonntagmorgen – eine Familie in Wandermontur kommt mir an der Stadtgrenze entgegen, der Papa mit zünftigem Hut, die Kinder mit eigenem Rucksack nur die Mama fehlt heute dabei. Die Gesichter strahlen – welches Ziel sie wohl für heute haben? Sonntagmorgen – Der Bäcker im Einkaufscentrum hat geöffnet, viele holen sich ihr Frühstück für Zuhause, geschäftiges Treiben herrscht hier vor.
Ich nehme mir jetzt bei dieser Gelegenheit meine Auszeit, kaufe für Yuki und mich die eine und andere Leckerei und wir genießen die Dinge im Sonnenschein vor dem Laden, lassen uns Zeit und beobachten die Leute. Ich finde es gehört Mut zu einem freien Leben, Mut gehört dazu selbst der Gestalter seines Lebens zu sein, je mehr du in Freiheit leben möchtest desto Mutiger musst du sein.
Ich nehme mir für diesen Tag, für diese Stunden meine eigene kleine Portion Freiheit, trenne mich von vielem das mit dem üblichen Leben einhergeht und stelle wieder aufs Neue fest, das mir nichts davon fehlt, im minimalistischen und weglassen liegt eher die Erfüllung. „Leicht sein – ohne Ballast sein“.
Münchberg liegt hinter uns, Mechlenreuth wird durchlaufen, bemerke kaum das ich gehe, so leicht setzt sich ein Fuß vor den anderen. Immer mehr Wolken ziehen auf, grau in grau präsentiert sich jetzt der Himmel. Älter Männer auf ihren Fahrrädern begegnen uns, es ist wie ein unsichtbares Band das uns verbindet, wenn auch nur an diesem Ort zu dieser Zeit.
Toller Abschluss der Wanderung
Es geht nach wie vor auf Erntewegen und Straßen voran, Seulbitz und dann Posterlitz, dann reißt der Himmel plötzlich auf, die Landschaft bekommt ihre Farbe zurück, die Luft erwärmt sich und vor uns erscheint ein traumhaftes Tal, ein Bach durchquert es – „gehe immer weiter hinter der nächsten Ecke könnte dein Glück auf dich warten“.
Bei Kilometer 28 an diesem Tag und einem einladenden sonnigen Waldrand ist das jetzt die passende Gelegenheit für eine etwas längere Pause. Baue schnell das patschnasse Tarp auf, Schuhe ausziehen, nasse Socken zum trocknen auslegen, den Schlafsack noch auslegen und bald schon ist auch das Wasser in meiner ultraleichten Kochtasse soweit erwärmt das meine letzten Nudeln zum ziehen darin eingelegt werden können.
Yuki liegt nicht weit von mir und streckt alle Viere von sich und wartet auf seine wohlverdiente Mahlzeit. Ein Schmetterling setzt sich auf mein Knie.
Der Sonne und dem Wind gelingen es tatsächlich das Tarp völlig zu trocknen. Toll alles wieder im Lot, der Bauch ist voll, die Sachen trocken und es zieht uns weiter – zur letzten Etappe. Gläsel/Wendlershof/Silberbach wir treffen auf den Untreu-Weg. In Eppenreuth begann es zu Hageln, ca. 1cm große Hagelkörner fallen aus der über uns aufgezogenen schwarzen Wolke.
Weiter in Richtung Hof lässt sich der typische verwaschene Anblick einer sich gerade entleerenden Regenwolke ausmachen – die Temperatur fällt auch grad in den Keller. In Ordnung kein Problem – wollte sowieso noch einmal die nassen Socken gegen trockenen wechseln, ziehe mir bei der Gelegenheit gleich mein Shirt mit den langen Armen über.
Der Regen scheint nur ein kurzes Intermezzo zu geben – Glück gehabt und trocken geblieben! Die Stadtgrenze von Hof ist erreicht, Yuki muss an die Leine und wir beiden müssen durch ein eher ungeliebtes Terrain weiter bis zu unserm Ziel.
Eine weitere Wanderung im Frankenwald
Von Hof nach Marxgrün, entlang des grünen Bandes, 38 km
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